Seniorinnen und Senioren in der Gesellschaft | SantéPsy.ch

Unsere Gesellschaft hat eine ambivalente Meinung zu älteren Menschen. Älterwerden ist manchmal verpönt, was zu stigmatisierenden und diskriminierenden Aussagen führen kann («zu viele», «zu teuer», «hilfsbedürftig»). Dies wurde durch die Gesundheitskrise im Zusammenhang mit dem Coronavirus noch verstärkt.

 

Seniorinnen und Senioren leisten durch ihr Engagement im Rahmen von sozial sinnvollen Aktivitäten einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft – vor allem für die jüngere Generation. Dieses Engagement wirkt sich positiv aus, und zwar doppelt: für die Gemeinschaft und für die Seniorinnen und Senioren selbst.

Eine vielfältige Wahrnehmung des Alters

Im Ruhestand zu sein, bedeutet nicht, dass man der Gesellschaft zur Last fällt! Viele Rentnerinnen und Rentner arbeiten ehrenamtlich, beteiligen sich am Vereinsleben, unterstützen die jüngeren Generationen, z. B. durch die Betreuung der Enkelkinder, und geben Wissen und Erfahrung weiter.

In unserer Gesellschaft wird das Alter oft unter dem finanziellen Aspekt betrachtet und somit auf eine Kostendiskussion reduziert. Dies kann zu grob vereinfachten und falschen Vorstellungen über Seniorinnen und Senioren führen. Daraus können wiederum Vorurteile und diskriminierende Haltungen entstehen. Es ist wichtig, unsere Sichtweise zu ändern und die Seniorinnen und Senioren nicht als Last zu sehen. Ganz im Gegenteil! Die Gesellschaft ist auf sie angewiesen, denn sie spielen eine wesentliche Rolle für das Zusammenleben. Die Bevölkerungsalterung kann als Chance gesehen werden, die älteren Menschen als wertvolle Ressourcen für die Gemeinschaft.

Auswirkungen des ehrenamtlichen Engagements von Seniorinnen und Senioren auf die Gemeinschaft

Abgesehen von Wissen, Erfahrung und Fähigkeiten ist Zeit die wertvollste Ressource der Seniorinnen und Senioren. Diese Verfügbarkeit, die den Erwerbstätigen fehlt, trägt viel zum Gemeinschaftsleben bei.

Seniorinnen und Senioren leisten dank ihren Fähigkeiten und ihrer Verfügbarkeit einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag. Dies wird noch nicht ausreichend gewürdigt.

Die Gesellschaft braucht die Seniorinnen und Senioren, um generationsübergreifende Beziehungen herzustellen, die allen zugutekommen:

  • Unterstützung bei der Betreuung von Enkelkindern;
  • Tätigkeit als betreuende/r Angehörige/r;
  • Dienstleistungen in der Nachbarschaft oder Gemeinde;
  • ehrenamtliche Tätigkeit in einem Verein.

... und für sich selbst

Mit dem Älterwerden und oftmals zeitgleich mit dem Ruhestandseintritt, beginnt eine Suche nach neuen Orientierungspunkten.
Der Übergang in den Ruhestand ist ein wichtiger Schritt mit vielen Veränderungen. Dieser neue Lebensabschnitt kann widersprüchliche Gefühle wie Freude, Traurigkeit oder sogar Angst verursachen.

Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, sozialer Anerkennung und sozialen Bindungen muss nach Beendigung der Erwerbstätigkeit anders gestillt werden. Das Gefühl, für die Gemeinschaft nicht mehr nützlich zu sein, oder Einsamkeit können auftreten, wodurch das Selbstwertgefühl und das psychische Wohlbefinden geschwächt werden können.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Gesellschaft nützlich und wertvoll zu fühlen. Jede Person muss ihren eigenen Weg finden:
Sich um andere zu kümmern – seien es nun Enkelkinder, Freundinnen und Freunde oder Nachbarinnen und Nachbarn – kann helfen, sich nützlich zu fühlen und stabile und enge zwischenmenschliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Dies ist gut für unser psychisches Wohlbefinden.

Ehrenamtliche Arbeit wirkt sich positiv auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden aus. Sie ermöglicht es, neue Menschen kennenzulernen, Erfahrungen weiterzugeben und gleichzeitig einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Viele Organisationen existieren dank dem Engagement von Freiwilligen und «rekrutieren» regelmässig.

Eine motivierende Tätigkeit zu finden kann manchmal etwas Zeit in Anspruch nehmen. Sprechen Sie mit Bekannten über Ihre Wünsche und Gefühle. Dies kann Ihnen bei der Suche nach der richtigen Aktivität helfen. Sie können sich auch von einer Fachperson beraten lassen, um das Ganze etwas gelassener anzugehen.

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