Leistungsdruck | SantéPsy.ch

Immer mehr, immer besser, immer schneller: diese Leistungsideologie steht im Fokus unserer Gesellschaft. Wer mit diesem Tempo nicht mithalten kann, läuft Gefahr, psychische Probleme zu entwickeln.

Man muss sich vor Augen halten, dass der Mensch nicht perfekt ist, sondern aus Widersprüchen besteht: er kann nicht immer brillant sein. Es ist auch hilfreich, seine Grenzen zu erkennen und das Tempo zu verlangsamen, wenn es nötig ist.

Die Devise «immer mehr» in allen Bereichen…

Die Medien, die Arbeitswelt und manchmal auch das Umfeld geben uns das Gefühl, wir müssten uns ständig selbst übertreffen, man müsse die «beste Version von sich selbst» werden oder immer erfolgreich sein. Generell haben Topleistungen einen sehr grossen Stellenwert in unserer Gesellschaft und gehören zum «Leistungskult», einer zentralen Idee in der Funktionsweise unserer Gesellschaft, die uns alle betrifft, in jedem Alter und in verschiedenen Kontexten. Es wird nicht nur verlangt, die oder der Beste im Job zu sein, sondern auch, immer schöner, muskulöser, schlanker, reicher zu werden. Dieser Druck bedeutet Stress und grosse Anspannung, was sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken kann.

… und besonders im Beruf

Die Devise «immer mehr» steht vor allem in der Arbeitswelt immer mehr im Fokus, wo die Konkurrenz zwischen Unternehmen stark ist. Die Angestellten stehen oft unter grossem Druck, mehr zu liefern und mehr Leistung zu erbringen. Dazu kommen auch noch viele Umstellungen (Reorganisationen, neue Technologien), die eine rasche Anpassung erfordern. Eine hohe Arbeitsbelastung und (zu) kurze Fristen können die Situation noch schwieriger machen. Diese generelle Beschleunigung des Arbeitstempos führt häufig zu Stress und kann schlimmstenfalls in einem Burnout enden.

Auswirkungen auf die psychische Gesundheit

Weder im Beruf noch in anderen Bereichen ist es möglich, immer top leistungsfähig zu sein. Wenn man aus irgendeinem Grund nicht mehr in der Lage ist, die gestellten Anforderungen zu erfüllen, kann man Schuldgefühle entwickeln oder an seinen Fähigkeiten zweifeln, was das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl beeinträchtigten. Die sozialen Netzwerke können dies noch verstärken. Manchmal vermitteln sie den Eindruck, dass alle ausser uns in allem perfekt sind (siehe Artikel über das Internet und die sozialen Netzwerke). Um die damit verbundenen negativen Gefühle zu unterdrücken, können manche Menschen versucht sein, zu Alkohol oder anderen Suchtmitteln zu greifen. Doch wenn die Wirkung nachlässt, sind die Probleme immer noch da, und ausserdem wird die Gesundheit aufs Spiel gesetzt.

Was hilft?

Es gibt andere Möglichkeiten, um Stress abzubauen und etwas für die psychische Gesundheit zu tun. Es wäre gut, sich nicht mehr von der Devise «immer mehr» leiten zu lassen. Dazu gehören:

  • keine Selbstvorwürfe, wenn man nicht mehr mithalten kann: Der Mensch ist keine Maschine, und man kann nicht immer «top» sein;
  • die eigenen Grenzen erkennen und insbesondere auf die Signale des Körpers achten (wenn man z. B. seinen Elan und seine Zuversicht verliert oder das Gefühl hat, ausgelaugt zu sein und nicht mehr die nötige Energie zu haben, um seine Arbeit zu erledigen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass eine Grenze erreicht ist);
  • Entschleunigung in verschiedenen Lebensbereichen, wann immer man das Bedürfnis danach hat. Dadurch kann man seine innere Balance wiederfinden und sich Zeit für Aktivitäten nehmen, die einem gut tun. Es gibt viele Möglichkeiten: Zeit mit Freunden verbringen, Sport treiben, Stressbewältigungspraktiken ausüben …;
  • ein gutes Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben finden und Freiräume schaffen, um neue Kraft schöpfen zu können;
  • sich nicht davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um sich in heiklen Lebensphasen unterstützen und begleiten zu lassen.