Sich helfen lassen | SantéPsy.ch

Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Wir alle erleben Zeiten, in denen es uns gut geht, und Zeiten, in denen es uns nicht so gut geht oder die sogar sehr schwierig sind. In den meisten Fällen können wir die Herausforderungen, die sich uns stellen, selbst oder mit der Hilfe einer nahestehenden Person bewältigen.

 

Unter bestimmten Umständen kann es jedoch notwendig sein, sich an eine Fachperson für psychische Gesundheit zu wenden. Dieser Schritt ist oft schwierig, aber er lohnt sich. Professionelle Hilfe kann helfen zu verstehen, was man gerade erlebt und eine entsprechende Lösung zu finden.

Ein mutiger Schritt

Heute wird häufiger professionelle psychologische Hilfe in Anspruch genommen als früher, und es wird auch eher darüber gesprochen. Dennoch ist dieses Thema immer noch mit einem gewissen Tabu und auch mit Vorurteilen behaftet, was viele Menschen davon abhält, diesen Schritt zu wagen.

Scham, die Angst, von anderen als schwach angesehen zu werden oder eine Belastung für die Gesellschaft zu sein, sind grosse Hindernisse für die Inanspruchnahme professioneller psychologischer Hilfe. Dabei ist der Gang zu einem Psychologen oder Psychiater keineswegs ein Eingeständnis von Schwäche. Im Gegenteil, es ist ein mutiger Schritt, der beweist, dass die betreffende Person ihr Leben selbst in die Hand nimmt und aktiv nach Lösungen für ihre Probleme sucht. Es ist eine Art, sich um sich selbst zu kümmern.

Ein weiterer Hinderungsgrund für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe ist die Befürchtung, dass die Behandlung zu viel kostet. Es gibt jedoch Lösungen für Menschen mit einem knappen Budget. Organisationen, die im Bereich der psychischen Gesundheit tätig sind, können hierbei eine gute Unterstützung sein. Es ist auch wichtig, dieses Thema bereits bei der ersten Konsultation anzusprechen, um eine Lösung zu finden.

Auch die Vorurteile über psychische Erkrankungen und die damit verbundene Angst können eine grosse Hemmschwelle für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe sein. Psychische Krankheiten sollten jedoch genauso gesehen werden wie körperliche Beschwerden: es sind Krankheiten, von denen man sich erholen kann, mit denen man leben kann, sogar mit einer guten Lebensqualität. Vor allem aber gibt es wie bei körperlichen Beschwerden keinen Grund, sich für eine psychische Krankheit zu schämen, egal ob sie vorübergehend oder dauerhaft ist.

Auf die eigenen Bedürfnisse hören und sich trauen, um Hilfe zu bitten

Ausserdem sind längst nicht alle Menschen, die in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung sind, psychisch krank.Sie machen vielleicht einfach eine schwierige Zeit durch, die sie nicht alleine überstehen können.

Jeder Mensch benötigt womöglich irgendwann in seinem Leben professionelle Hilfe. Auch eine Person mit einem guten Umfeld, die sozial integriert ist und keine offensichtlichen Probleme hat, kann sie sich schlecht fühlen oder eine Phase durchlaufen, die sie nicht allein meistern kann. Ob es uns psychisch gut oder nicht so gut geht, lässt sich nicht einfach darauf zu reduzieren, dass eine psychische Krankheit vorliegt oder nicht, sondern ist das Ergebnis einer komplexen Interaktion zahlreicher persönlicher und kontextueller Faktoren (Mehr dazu – Psychische Gesundheit, was ist das?).

Wenn Sie aus irgendeinem Grund das Bedürfnis haben, sich professionelle Hilfe zu holen, sollten Sie dies auch tun und die nötigen Schritte unternehmen. Wenn Ihnen das schwerfällt, können Sie Ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt oder eine Ihnen nahestehende Person bitten, Sie dabei zu begleiten. Sie können sich auch an eine Vereinigung oder eine Selbsthilfegruppe wenden. Es kann sehr hilfreich sein, andere Menschen zu treffen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, zu merken, dass man nicht allein ist mit dem, was man durchmacht, und zu erfahren, was andere erlebt haben. Wenn Sie lieber allein etwas unternehmen möchten, können Sie auch auf eigene Faust nach einer Fachperson suchen. Die Berufsverbände für Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie der einzelnen Kantone bieten in der Regel eine Plattform für eine solche Suche an. Auf Psy-Gesundheit.ch finden Sie auch ein Adressbuch.

Interview mit einer/einem Expertin/Experten