Rolle der Fachleute
Die Fachpersonen der regionalen Arbeitsvermittlungszentren und der privaten oder öffentlichen Sozialdienste begleiten Menschen, die mit den unterschiedlichsten Schwierigkeiten konfrontiert sind. Diese können bei einem Arbeitsplatzverlust, bei Arbeitslosigkeit oder bei einem längeren Unterbruch der Erwerbstätigkeit auftreten. Obwohl nicht alle Betroffenen an einer dauerhaften psychischen Störung leiden, kann deren psychische Gesundheit durch den Kontext oder die erlebten Ereignisse geschwächt werden. Dies gilt umso mehr in der heutigen unsicheren Situation aufgrund der Corona-Pandemie. Die Fachkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Begleitung von Menschen in schwierigen Lagen.
Die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Arbeitslosigkeit und Arbeitsplatzverlust
Arbeitslosigkeit kann zu Unwohlsein führen. Zahlreiche Studien bestätigen die negativen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die wahrgenommene Gesundheit, die Morbidität, die Mortalität, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist oft ein traumatisches Ereignis, welches Stress und weitere negative Folgen verursacht.
Arbeitslosigkeit oder eine lange Zeit ohne Beschäftigung kann daher zahlreiche psychologische Reaktionen hervorrufen, wie z. B. Langeweile, depressive Gefühle, Apathie, Ängste, ein sinkendes Selbstwertgefühl, Gefühle des Versagens, der Nutzlosigkeit, der Ablehnung, soziale Isolation oder Frustration. Zu den individuellen Faktoren kommt die Stigmatisierung als kollektiver Faktor hinzu: Arbeitslose seien «selber schuld» daran, dass sie arbeitslos sind, weil sie sich nicht ausreichend bemüht haben, um aus dieser Situation herauszukommen. Manche Betroffenen haben das Gefühl, so wahrgenommen zu werden. Wenn dieses Stigma verinnerlicht wird, kann das Selbstvertrauen der Betroffenen stark sinken und sie in eine Sackgasse führen. Wenn die Arbeitslosigkeit länger andauert, kann sie zu einem Krisenzustand und zu schwerwiegenden psychischen Folgen führen. Arbeitslose greifen auch häufiger zu psychoaktiven Substanzen, denn sie wirken «betäubend» und helfen, die Arbeitslosigkeit zu ertragen. Untersuchungen zeigen, dass sich die Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Arbeitslosen mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit zu verstärken scheint.
Die bisher gesammelten empirischen Daten lassen keinen Zweifel daran, dass sich Arbeitslosigkeit negativ auf die Gesundheit auswirkt, und zwar auf der psychischen (vermindertes Selbstwertgefühl, Ängste usw.), körperlichen und verhaltensbezogenen Ebene (Konsum von Alkohol, Tabak und psychotropen Substanzen). Das Gegenteil trifft ebenfalls zu: Der Zugang zur Beschäftigung wird durch eine schlechtere psychische Gesundheit erschwert. Der Verlust des Arbeitsplatzes führt zu Zukunftsängsten, finanziellen und familiären Schwierigkeiten usw. Diese Situationen führen zu Spannungen, welche die psychische Gesundheit verschlechtern, was wiederum die Fähigkeit von arbeits- oder beschäftigungslosen Menschen beeinträchtigt, aktiv auf ihre Umwelt einzuwirken und einen Arbeitsplatz zu suchen. Arbeitslose, deren psychische Gesundheit nicht beeinträchtigt ist, haben mehr Chancen, einen Job zu finden, als solche, die unter psychischen Schwierigkeiten leiden.
Unterschiedlichste Situationen der Arbeitslosigkeit
Nicht alle Personen sind gleich betroffen. Arbeitslosigkeit oder Nichtbeschäftigung hängt neben der Dauer des Zustands von verschiedenen Faktoren ab: Alter, Geschlecht, Einkommen, persönliche oder soziale Ressourcen, Gründe für den Verlust des Arbeitsplatzes, Engagement und Zufriedenheit am vorherigen Arbeitsplatz, Hoffnung auf eine neue Stelle.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Erfahrung von Arbeitslosigkeit und der psychischen Gesundheit im Lebensverlauf. Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und wiederholte Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit haben langfristig negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.
Während vorübergehende oder längerfristige Arbeitslosigkeit normalerweise zu Stress, Angst, Depressionen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen führen kann, verstärkt die Ungewissheit der Corona-Pandemie diese Ängste für diejenigen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, noch mehr.
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass Arbeitslosigkeit viele Gesichter hat und unterschiedliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit mit sich bringt. Wenn wir im weiteren Sinne an Arbeitssuchende denken, gibt es auch Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung arbeitsunfähig sind, Männer und Frauen, die ihre Arbeit aufgegeben haben oder Selbstständige, die einen Teil ihrer Tätigkeit oder ihres Einkommens verloren haben. Menschen, die Teilzeit arbeiten, ohne sich dafür entschieden zu haben, oder diejenige, die von einer schlecht bezahlten, unsicheren Beschäftigung abhängig sind, können ebenfalls unter psychischen Beschwerden leiden.
Umgang mit psychologischer Verletzlichkeit im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatzverlust
Sozialarbeitende, die in einem öffentlichen oder privaten «allgemeinen» Sozialdienst arbeiten, oder Beraterinnen und Berater für berufliche Wiedereingliederung sind täglich damit konfrontiert, Menschen in schwierigen Lagen zu unterstützen. Es ist zweifellos nicht immer einfach, diese Aufgabe innerhalb des vorgegebenen Rahmens zu erfüllen und gleichzeitig die psychologische Verletzlichkeit der Hilfesuchenden zu akzeptieren. Dies gilt umso mehr in der heutigen Zeit, wo die Dienste sehr stark gefordert sind und die zur Verfügung gestellten Mittel nicht unbedingt dem gesteigerten Bedarf entsprechen.
Unabhängig vom Kontext der Intervention und selbst wenn die Fachpersonen keine Expertinnen und Experten für psychische Gesundheit sind, ist ihre Rolle als wohlwollende Zuhörerinnen und Begleiter/innen für verletzliche und Unterstützung suchende Betroffene sehr wertvoll. Den Menschen zuhören und sie zu begleiten ist wesentlich und manchmal sogar ausreichend, um denjenigen, die vorübergehende Schwierigkeiten haben, die benötigte Unterstützung zu geben. Bei der Begleitung und Unterstützung von Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, ist es wesentlich, den psychischen Gesundheitszustand zu berücksichtigen, denn dieser kann einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden der Person und ihre zukünftige Beschäftigungsfähigkeit haben. Das Wissen um die psychischen Schwierigkeiten von Menschen, die arbeitslos sind, ermöglicht es, ihnen eine angepasste und optimale Unterstützung anzubieten.
Sehr oft äussern sich psychische Schwierigkeiten auch durch körperliche Symptome, wie z. B. Rücken- und Kopfschmerzen, Schlafstörungen, usw. Manchmal wird ein «Ich habe Rückenschmerzen» gesellschaftlich besser akzeptiert als «Ich fühle mich nutzlos» oder «Ich bin beunruhigt».