Rolle und Bedeutung des Umfelds | SantéPsy.ch

Die Menschen im Umfeld einer älterwerdenden Person spielen eine wichtige Rolle. Für einen älteren Menschen wirkt sich das Gefühl, gut umgeben und unterstützt zu sein, sehr positiv auf seine Gesundheit und sein allgemeines Wohlbefinden aus.

Zusätzlich zu dieser wertvollen Unterstützung können die Angehörigen auch reagieren, wenn sie erste Anzeichen von Unwohlsein bemerken.

Wichtige Präsenz

Obwohl das Älterwerden schwierig sein kann, besitzen Seniorinnen und Senioren die nötigen Ressourcen, um komplexe Lebensereignisse zu bewältigen und für sich selbst zu sorgen.

Wie in jedem Lebensalter verbessert der regelmässige Kontakt mit Vertrauenspersonen auch im fortgeschrittenen Alter die Lebensqualität und die psychische Gesundheit. Einsamkeit und Isolation hingegen haben negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

Das soziale Umfeld älterer Menschen stellt eine wertvolle Stütze dar. Regelmässiger Kontakt und gemeinsamer Austausch wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Diese Unterstützung ist umso wichtiger bei bestimmten Übergängen oder besonderen Momenten im Leben (Ruhestand, Verlust der Ehepartnerin/des Ehepartners, Krankheit usw.).

Informations- und Anregungsquelle

Projekte zu haben verbessert die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Seniorinnen und Senioren. Sich ein Ziel zu setzen und danach zu handeln, ist motivierend und weckt Begeisterung und Zuversicht für die Zukunft. Projekte geben dem Alltag, der Zeit, die vergeht, dem Leben einen Sinn. Geistig fit zu bleiben und Neues zu lernen fördert das gesunde Altern und kann neue Begegnungen ermöglichen.

Als angehörige Person können Sie die ältere Person ermuntern, ihre Wünsche zu erkennen und ein Projekt zu planen. Sie können Sie unterstützen und bei der Erreichung Ihres Ziels begleiten. Eine ältere Person kann sich schnell verloren fühlen und nicht wissen, wo die gesuchten Informationen zu finden sind. Auch wenn immer mehr Seniorinnen und Senioren die modernen Technologien nutzen, ist nicht jede/r daran gewöhnt. Das Kursangebot ist gross und mit ein wenig Wissen über Internetrecherche ist es leicht, eine Aktivität zu finden, die den Wünschen und Bedürfnissen Ihrer/Ihres Angehörigen entspricht.

Manchmal kann der Wunsch, nichts zu tun, die Oberhand gewinnen. In solchen Zeiten ist die Anregung seitens des Umfelds von unschätzbarem Wert. Manchmal braucht es nur eine kleine Ermutigung und die Motivation ist zurück.

Wichtige Rolle bei der Prävention und Erkennung von psychischen Störungen

Viele denken, dass psychische Störungen bei älteren Menschen eine normale Reaktion auf das Altern sind. Obwohl verschiedenen Faktoren das Risiko einer psychischen Anfälligkeit bei den Seniorinnen und Senioren erhöhen – z. B. der Verlust eines geliebten Menschen, wenig soziale Kontakte oder bestimmte gesundheitliche Probleme – ist das Alter an sich nicht die Ursache für psychische Störungen.

Die Gefahr besteht, dass psychische Störungen mit Alterserscheinungen verwechselt werden, was sich negativ auf ihre frühzeitige Erkennung und Behandlung auswirkt. Dies kann Menschen davon abhalten, Hilfe zu suchen und eine angemessene Behandlung zu erhalten. Ohne Behandlung können sich einige Symptome der psychischen Störung verschlimmern und im Extremfall zum Selbstmord führen.

Wenn Sie sich Sorgen um Angehörige machen, erwarten Sie nicht, dass sie von sich aus ihr Leiden ansprechen. Manchen Menschen fällt es schwer, über ihre Schwierigkeiten zu reden, weil sie Angst haben, ihr Umfeld zu belasten, andere wiederum merken schlicht und einfach nicht, dass sich ihr psychischer Zustand verschlechtert hat.

Als Angehörige/r sollten Sie auf bestimmte Anzeichen achten, vor allem, wenn die Person:

  • Schlafstörungen hat (zu viel oder schlechter Schlaf);
  • ungewöhnliche Wein-, Unruhe- oder Wutanfälle hat;
  • nervöser ist als sonst oder im Gegenteil wenig Emotionen zeigt;
  • Gleichgültigkeit zeigt, nachlässig wird (zieht sich nicht mehr an, nimmt ihre Medikamente nicht, geht nicht an die Tür oder ans Telefon, …);
  • keine Energie mehr hat und kein Interesse an Aktivitäten mehr zeigt, an denen sie früher gerne teilgenommen hat;
  • sich sozial isoliert, niemanden mehr sehen will;
  • ausdrückt oder signalisiert, eine Last für ihre Umgebung zu sein (fühlt sich unwichtig, nutzlos, …);
  • oft anruft oder sich beschwert oder häufig Forderungen stellt;
  • weniger als sonst spricht oder Fragen mit möglichst wenig Worten beantwortet;
  • verwirrt zu sein scheint oder Schwierigkeiten hat, sich an bestimmte Dinge zu erinnern;
  • Schwierigkeiten hat, Entscheidungen zu treffen;
  • von Selbstmord spricht.

Ohne vollständig zu sein, sind diese verschiedenen Symptome alles Warnzeichen: Sie sind keine normalen Folgen des Alterns, sondern können starkes Leiden ausdrücken.

Wie soll man reagieren?

    • Ermutigen Sie die Person, ihre Gefühle mitzuteilen, indem Sie fragen, wie es ihr geht, ob sie etwas auf dem Herzen hat.
    • Lassen sie der Person genügend Zeit für die Antwort und nehmen Sie sich genügend Zeit, ihr zuzuhören. Indem Sie ihr die Möglichkeit bieten, ihre Ängste und Sorgen auszudrücken, geben Sie ihr den möglicherweise fehlenden Raum, um sich mitzuteilen, was zu einer enormen Erleichterung führen kann.
    • Spielen Sie ihre Gefühle nicht herunter und anerkennen Sie ihr Leiden.

    Bieten Sie der betroffenen Person gegebenenfalls an, sie zu einer Gesundheitsfachperson zu belgeiten, um die nötige Unterstützung zu erhalten und eine bessere Lebensqualität zu erlangen. Es kann vorkommen, dass die Person sich weigert, zu einem Beratungsgespräch zu gehen. Geben Sie der Person Zeit, darüber nachzudenken, und versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut. Manchmal kann es hilfreich sein, eine zweite Vertrauensperson aus dem Umfeld in diesen Prozess einzubeziehen.

    Wenn die Person zustimmt, ist es wichtig, ihr zu helfen, so schnell wie möglich einen Termin bei ihrer Hausärztin/ihrem Hausarzt oder bei einem ärztlichen Dienst der Region zu vereinbaren.

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